15 Jahre: 2006 + 2017: Die 3-Minuten Kinderbibel

Da ich 2018 mein 15jähriges „Dienst“jubiläum feiere,
möchte ich gerne über die mir bisher wichtigen Projekte unter der Rubrik „15 Jahre“ berichten.

Die 3-Minuten-Kinderbibel:
Geschichten von Menschen der Bibel
Jochem Westhof (Autor),‎ Anna Karina Birkenstock  (Illustrator)
Friedrich Wittig Verlag

ISBN-13: 978-3804845190

Die Erstausgabe im Neukirchener Verlag 2006

Im Jahr 2003 war ich das allererste Mal auf der Buchmesse. Im Gepäck meine Mappe und zwei BuchprojekteKomm kuscheln, kleiner Hase (Damals noch „Mir ist sooo kalt) und ein Projekt, dass ich „Menschen der Bibel“ nannte. Ich wollte Menschen in der Bibel illustrieren, und ihre Sicht der Geschichte schildern. Ich stellte das Projekt dem Neukirchener Verlag vor, der daran zwar erst einmal kein Interesse hatte, aber mir dafür gleich mein allererstes Illustrationsprojekt anbot: „Kommt denn da auch Shampoo rein?

Doch ich konnte meine Ideen, Menschen der Bibel zu zeigen wenige Jahre später beim selben Verlag umsetzen: Die Kinderbibel von Jochem Westhof Kinderbibel, trug genau den Untertitel, den ich mir damals für mein Projekt gewünscht hatte: Geschichten von Menschen der Bibel.

Als allererste Skizze schickte ich die von der Geschichte der gekrümmten Frau. Ich wollte ihre Sicht der Welt zeigen, wie schrecklich es ist, immer nur auf den Boden zu schauen, und Jesus gar nicht richtig sehen zu können. Das war mir wichtig und ich dachte „Okay, wenn sie mich Jesus ohne Kopf darstellen lassen, dann wird das ein tolles Projekt…“
Und das wurde es dann auch…

 

 

 

 

Nachdem die Bibel vergriffen war, suchten Jochem Westhof und ich beide intensiv nach einem Verlag, der die Bibel übernehmen würde, denn das Buch liegt uns beidem sehr am Herzen. Wir freuen uns sehr, dass die Bibel im Sommer 2017 dann vom Friedrich Wittig Verlag neu aufgelegt wurde, im Text und in der Gestaltung überarbeitet, denn Einiges konnte in der damaligen Ausgabe auf Zeit- und Kostengründen nicht so umgesetzt werden, wie wir es und gewünscht hätten.

Das Interview

Zur Neuauflage habe ich mit Autor Jochem Westhof, dem damaligen verantwortlichen Programmleiter Michael Jahnke, und dem Programmleiter vom Friedrich Wittig Verlag, Johannes Keussen, der die Bibel neu aufgelegt hat, ein Interview geführt:

Anna Karina: Wie kam es zur Zusammenarbeit zur „3-Minuten Kinderbibel“?

Michael Jahnke: Ich meine, es gab zuerst die Idee, eine Kinderbibel zu machen, in denen kurze nacherzählte Geschichten aus der Bibel stehen. Bei der Frage, wer die Erzählungen und die Illustrationen machen könnte, waren wir im Verlag schnell bei Jochem Westhoff als erfahrenem Bibelerzähler und bei Anna Karina Birkenstock als Illustratorin mit eigenem Stil, Zielgruppenerfahrung und großer künstlerischer Bandbreite. Beide haben sich auf das Projekt eingelassen.

Jochem Westhof: Ich erzähle seit vielen Jahren biblische Geschichten für Kinder. Meistens erzähle ich frei, aber einmal habe ich ein paar Geschichten aufgeschrieben. Die haben Leute vom Verlag gelesen – ja, dann wurde eine ganze Kinderbibel daraus

AK: „3-Minuten Kinderbibel“ hört sich ja ein bisschen nach Anpassung an die schnelllebige Gesellschafft an, wie kam es zu dem Titel?

MJ: Tatsächlich lag dies an der Wahrnehmung der Lesegewohnheiten im digitalen Lesezeitalter und an den Erfahrungen mit Familien, die Bibelgeschichten vorlesen und erzählen wollen: Lesestrecken werden kürzer und Zeiten zum Lesen in der Familie knapper. Mit der Bibel und entsprechend mit dem Titel sollte signalisiert werden: Hier findet ihr Geschichten, die sich schnell und ohne großen Aufwand in die Nischen im Familienalltag packen lassen.

JW: Der Titel will sagen, dass die Geschichten nicht weit-ausschweifend erzählt werden, sondern einfach, verständlich und kurz.
Aber ganz glücklich bin ich mit dem Titel auch nicht.

AK: Es gibt so viele Kinderbibeln auf dem Markt- Warum noch eine?

JW: Die Drei-Minuten-Kinderbibel hat einige Besonderheiten, die andere nicht haben. Es gibt z.B. die Rückbesinnung auf die Situation, in der die Geschichten erzählt wurden, die „Erinnerungen“. Da kann deutlich werden, dass Bibeltexte nicht „vom Himmel gefallen“ sind und auch nicht von Gott diktiert, sondern erzählt, wiederholt, zugespitzt, pointiert.

MJ: Die Hoffnung war, dass sich mit der Ausrichtung und der Kombination aus entsprechender Erzählung und Illustration eine Nische besetzen lässt. Nische in dem Sinne, dass es Familien gibt, die genau danach suchen: Ohne viel Zeitaufwand biblische Geschichten mit ihren Kindern entdecken.

AKB: Herr Keussen, warum haben Sie sich entschieden, die Kinderbibel neu aufzulegen?

Für eine Neuauflage der Kinderbibel habe ich mich zunächst wegen der Bilder entschieden. Wer immer Ihre Illustrationen von mir gezeigt bekam, reagierte mit „Wie schön!“ oder ähnlich. Ein gleichrangiger Grund waren Herrn Westhofs Kurztexte, die einerseits dem Zeitgeist und der Mentalität seiner jungen Zielgruppe entsprechen: nicht zu viel des Guten! Andererseits sind sie in einem gekonnten = ästhetischen und pointierten Prosa-Stil, also mit Sinn fürs Wesentliche verfasst.

AK: Im Allgemeinen sagt man ja, in der Bibel stehen „Geschichten über Gott“- warum ist der Untertitel dann „Geschichten von Menschen der Bibel“?

JW: Die Menschen erzählen, was sie mit Gott erlebt haben. Sie haben seine Stimme gehört, seine Kraft erfahren und seine Wunder. Sie haben zu Gott gerufen und sie fühlten sich von ihm getragen. Davon will ich weiter erzählen.

MJ: Im Grunde kommt es auf den Blickwinkel an. Natürlich sind es auch Geschichten über Gott. Doch das ist irgendwie „weit weg“ von den Belangen von Menschen. Tatsächlich sind Bibelgeschichten Geschichten von Menschen, die etwas mit Gott erleben – Menschen wie du und ich. Ihre Erlebnisse können dazu einladen, die eigenen Vorbehalte abzubauen und sich auf eigene Erlebnisse mit Gott einzulassen.

AK: Die Reihenfolge der Geschichten entspricht nicht der in der Bibel, wie kam es dazu? Ist das nicht verwirrend für die Leser?

JW: Der älteste Text der Bibel – so sagen uns die Wissenschaftler – ist der Lobgesang der Mirjam, als das Volk durch das Meer gezogen ist. Die Geschichten, die zuerst erzählt wurden, sind die von Abraham und von Mose. Erst spät wurden die Geschichten von der Schöpfung, vom Paradies, von der Arche und dem Turmbau erzählt.
Es gibt in der Bibel ja auch zwei Geschichten von der Schöpfung, das fällt in der „normalen“ Reihenfolge kaum auf. Ich habe sie an verschiedene Stellen gesetzt, denn sie sind zu verschiedenen Zeiten entstanden und erzählen jeweils etwas anders.

 

 

AK: Auch in den Illustrationen der Kinderbibel gibt es eine riesige Bandbreite, von ganz realistisch bis künstlerisch abstrakt. Was spricht Euch bei diesen Illustrationen an? In wieweit passen sie zur Intention des Buches?

MJ: Bei der Erstellung der Bilder war uns eine eigenwillige Perspektive wichtig: Die Bilder sollten aus der Perspektive der Menschen, die in den Geschichten vorkommen, gemalt sein. Deshalb kriecht der Lesende mit Elia unter den Strauch oder übernimmt den eingeschränkten „Bodenblick“ der verkrümmten Frau, bevor sie sich aufrichten kann. Um diesen eigenwilligen Blickwinkel umsetzen zu können, hat Anna Karina Birkenstock in unterschiedlichen Stilen gearbeitet. So wie es zum Blickwinkel der Geschichte notwendig war.

JW: Die Bilder zeigen etwas, das man mit Worten nur schwer sagen kann. In den Gesichtern kann man Erstaunen oder Angst sehen, Verwirrung oder Zufriedenheit. Bei der Kreuzigung: die düstere Farbe, die weinenden Frauen.

Bei der Auferstehung: ungläubiges Staunen in den Gesichtern, leuchtende Farben.


Und manchmal sind die Bilder angenehm zurückhaltend: Kein fürchterlicher Riese wird gezeigt, nur ein Stein, den David schleudert. Das gefällt mir.

AK: Wie würdet ihr empfehlen, zu Hause mit dem Buch umzugehen? Wie kann ich meine Kinder für biblische Themen begeistern?

JW:Vorlesen, immer wieder. Erzählen, selber lesen lassen. Sich selber für die Geschichten begeistern. Bloß keine langweiligen Erklärungen abgeben und Moralpredigten anfügen. Fragen zulassen und ehrlich beantworten. Manches nicht verstehen und trotzdem schön finden.

MJ: Ich bin überzeugt, dass man Begeisterung nicht „künstlich“ erzeugen kann. Vielleicht gelingt es durch den gekonnten Erzählstil und die ausdrucksstarken, ungewöhnlichen Illustrationen ein Interesse zu wecken. Dann kann auch Begeisterung entstehen – über die Menschen, die solche Sachen mit Gott erlebt haben. Im Ende wird eine Geschichte aus der Bibel aber nur dann haften bleiben, wenn die Erfahrungen der Menschen dort und damals mit meinem Erleben hier und jetzt zu tun haben. Das kann man nicht machen, darauf kann man sich nur einlassen.

JK: Den Nachwuchs heute für biblische Geschichten zu „begeistern“ ist schwer … jedoch nicht unmöglich. Beim Alten Testament – genauer den Geschichtsbüchern – ist es leichter, denn da passiert noch was. Von „Action“ bis „Lovestory“ ist alles dabei, und es menschelt allerwo. Beim Neuen Testament kann man Kindern die Person Jesu bzw. seine Botschaft, die nichts von ihrer Aktualität und Plausibilität verloren hat, bis heute vermitteln. Bei Kreuz, Sühne und „paulinischer Dialektik“, also allem, was Luther wichtig war, wird’s schwierig. Dazu haben die meisten Erwachsenen selbst kaum ein Verhältnis. Aber Jesus und seine Bergpredigt reichen m.E. allemal.

 

AK: Inwiefern kann eine Kinderbibel auch für nicht-christliche Familien interessant sein?

MJ: In der postmodernen Gesellschaft wird immer wieder die Frage nach „Werten“ laut, nach kultureller Identität. Es wundert deshalb nicht, dass Familien, die ansonsten wenig mit Kirche, Bibel und Gott zu tun haben, nach dem fragen, was biblische Geschichten für das „christliche Abendland“ liefern können. Die Geschichten in der 3-Minuten Kinderbibel sind einfach, aber dennoch substantiell erzählt. Es gelingt, daraus ohne große Anstrengung die Grundaussagen der Bibel abzuleiten. Das passt auch für Familien ohne christliche Vorbildung oder Prägung.

JW: Weil man die Geschichten kennen sollte, bevor man ein Urteil abgibt, ob man an diesen Gott glauben will. Weil man viele Erkenntnisse bekommt über den Menschen, über seine schönen und seine hässlichen Seiten und über die verschiedenen Wege, mit Gott zu reden, zu hadern, zu streiten und immer wieder nach den großen Geheimnissen des Lebens zu fragen.

AK: Habt Ihr eine Lieblingsgeschichte oder -illustration?

MJ: Meine Lieblingsgeschichte handelt vom Propheten Elia.

Er hatte einen schweren Auftrag zu erfüllen und verkriecht sich schließlich gänzlich erschöpft in der Wüste unter einem Strauch. Er will nur noch sterben. Dann kommt ein Engel von Gott zu ihm in die Wüste und bringt ihm Wasser und Brot. Das macht Elia Mut. Ich finde den Gedanken ermutigend, dass Gott Anteil am Ergehen von Menschen nimmt.

JW: Über meine Geschichten mag ich nicht urteilen. Aber bei den Bildern bin ich immer wieder fasziniert vom Freudentanz der Mirjam.

AKB: Vielen Dank!
Meine Lieblingsgeschichte und auch Illustration ist die von Jona. Er ist so ein menschlicher Prophet, mit Schwächen- Erst will er weglaufen, doch dann lässt er sich ins Meer werfen um die Seeleute, die er kaum kennt, zu retten. Als er später erfährt, dass die Menschen von Ninive sich geändert haben, und es doch nicht zerstört wird, ist er dann sogar sauer darüber! Aber Gott erklärt es ihm. Jona darf aus seinen Fehlern lernen, die Menschen von Ninive dürfen aus ihren Fehlern lernen. Wir müssen vor Gott nicht perfekt sein. Das ist für mich ein wichtige Botschaft.

Ein Kommentar

  • Zunächst finde ich Deine Reihe sehr spannend und staune über mit Freude über Deine vielseitige Kreativität. Die Ausschnitte aus der Bibel faszinieren, die kräftigen Farben, der Blick auf die Menschen. Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass diese Bibelausgabe die Kinder gut ansprechen wird.

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