didacta 2017 in Stuttgart: Erst entdecken und erleben – dann an Tischen sitzen

 

willkommen

Ich liebe es, in Schulen und Kindergärten Kinder für das Lesen und für Bücher zu begeistern. Das ist sozusagen meine  Mission. Deshalb wollte ich in diesem Jahr auch unbedingt erstmalig zur didacta  reisen. Frühmorgens am Valentinstag machten Löwe und ich uns auf den Weg nach Stuttgart- auf der Suche nach Lesebegeisterung!

Hier unsere Eindrücke und Gedanken.

Die kunterbunte Frühkindliche Bildungs-Erlebnis halle

Die Messe ist gut unterteilt- Es gibt eine Halle für die frühkindliche Bildung, Schule, digitale Lehrmittel und Projekte und Schulausstattung. Löwe und ich stürzten uns erst einmal zur frühkindlichen Bildung.

Wie man sieht, mit viel Spaß. Hier war alles schön, kuschelig. KiTa Kinder sollen erleben, mit allen Sinnen, in einer bunten, kuscheligen Welt viel entdecken, experimentieren und auch programmieren!

 

sandkiste malspiel

Leuchtkasten mit Sand und den Farbentisch hätte ich am liebsten gleich mitgenommen.. (Ich glaube, ich wil dann doch einmal meinen eigenen Kreativraum eröffnen..)

Natürlich gab es auch jede Menge Buchverlage
und für die ErzieherInnen: Gitarren,

klangschalen

Klangschalen, Bastelangebote und Materialien.

shop

Meine erste Messe, auf der man auch shoppen kann… Oh je..

basteln

Hier kann man gleich losbasteln

Hier fühlte ich mich wirklich wohl. An jedem Tag wurde zwar für irgendwas mit „Lernen & Fördern“ geworben, aber das passierte stets spielerisch, mit vielen Materialien, (auch natürlich mit schönen Büchern)

Schule = Bücher, Bücher, Bücher

In den Hallen für Lehrmaterialien für die Schule finden sich – wen wundert’s – Bücher und Bücher, und Bücher. Hier gab es nicht viel Interessantes zu fotografieren…

Da wo weniger Bücher sind, ein Stand der Waldorfschulen. Dazwischen ein paar Angebote für Erlebnistage an den Schulen: Zirkusprojekt, Demokratie-Projekt, Lehmbauen auf dem Schulhof. Wenn man will und Zeit und Geld hat kann sich viel Erlebnis an die Schule holen…

Für die LehrerInnen: Taschen, Lärmampeln die bei zu hohem Lärmpegel selbsständig auf rot schalten, Massagekissen und Werbung für BurnOut Kliniken (Nein, das habe ich mir jetzt nicht ausgedacht).

taschen

Schulausstatter – Die Stühle kenne ich doch…?

Hm. Also mal weiter zu den Schulausstattern. Wie schaut es denn hier aus?
Gleich am Eingang ein Möbel Hersteller, der mit langjähriger Erfahrung wirbt (Ja, die Stühle kamen mitr sehr bekannt vor, aber nach 5 Stunden Klausur ist übrigens alles unbequem, wie ergonomisch es auch immer gedacht sein mag).
Ich habe mal einen kleinen, wertfreien, Vergleich angestellt:

Digitale Lehrmittel

Noch ein kleiner Abstecher in die digitale Halle. Zunächst man wird man von Whiteboards und Beamern erschlagen… Aber es gibt auch interessante Projekte, die leider etwas untergehen. Wie z.B. die „Sensebox“, entwickelt in Münster, die selbst gebaut und programmiert werden kann, um diverse Umweltdaten aufzuzeichnen.

sensebox

Ich finde das alles sehr spannend, und bin dafür, das alle Kinder an den Schulen auch Programmieren lernen, auch schon an den Grundschulen. Aber ich glaube, man muss es, vorallem auch für die LehrerInnen, etwas „hübscher“ verpacken. Hier kann man sicher aus der Frühkindlichen Bildungs Halle lernen. Hier muss noch viel Pionierarbeit geleistet werden. Ganz plakativ kommentiert: In der digitalen Halle waren hauptsächlich Männer. Wie viel Prozent des Grundschulpersonals ist männlich? Mehr sag ich dazu nicht.

Gedanken zum Kaffee

Mit müden Füßen stärken Löwe und ich uns erst einmal mit einem Kaffee, und versuchen, unsere Eindrücke zu verabreiten.

kafeepause

Lesebegeisterung?

Unsere Mission, Lesebegeisterung zu finden, würde ich als gescheitert betrachten. Es schreibt sich zumindest keiner der Anbieter groß auf die Fahrnen. Eine Lektorin eines großen Bildugnsverlages, bei der ich meine Arbeit vergestellt hatte meinte dazu: „Nun, ich komme selber aus dem literaturpädagogischen Bereich, daher machen wir alle ein bis zwei Jahre auch ein Lehrbuch zum Thema Philosophie, Literatur oder Literacy in KiTas. Die laufen aber nie so gut wie unsere anderen Titel (zum Thema Lieder, Spiele, Malen, Basteln ).“

Sprachförderung hingegen, ist, gerade in Bezug auf viele Kinder mit Migrationshintergrund, ein großes Thema. Das gehört ja zumindestein bisschen dazu…

Lernbegeisterung Und Kreativitätsförderung?

Ich bin fest davon überzeugt, dass nur unsere Kreativität uns hilft, schwierige Probleme zu lösen. Fachwissen im jeweiligen Gebiet ist wichtig, führt aber nicht zu neuen Lösungen. Daher brenne ich gerade zu dafür, die Kinder in ihrer Kreativität zu erhalten und zu fördern, auch in der Schule. In der frühkindlichen Bildung scheint das inzwischen selbstverständlich. Es gibt immer noch die „Basics“: Sandkasten, Spielgeräte, Mal- und Bastelutensilien. Aber zusätzlich bieten verschiedene Hersteller Leuchtkästen, Film-Bau-Tische und Roboter an. KiTa Kinder dürfen Spielen und Forschen. Und eigentlich gehört das ja auch irgendwie zusammen.

Warum nur glaubt man das das, was bei jungen Kindern funktioniert, später nicht sinnvoll ist?

An der Schule haben die Kinder auf einmal kaum noch Zeit , selbst zu erforschen. Hier wird das fertige Wissen leider viel zu oft aus Büchern vermittelt. Mit Schaudern erinnere ich mich an die entrüstete Frage einer Schülerin in meiner Forschrinnen AG in der Grundschule, als ich einmal länger etwas erklärte: „Ist das hier eine Lern-AG oder was?“ Lernen wird für viele Schüler negativ besetzt. Es bedeutet, auf ergonomischen Stühlen an robusten Tischen und in Bücher zu gucken.

Es muss ja nicht alles quietschbunt und kuschelig sein, aber so ein bisschen einladender vielleicht?

Wenn ich so darüber nachdenke ist das, was unsere Schüler vor allem brauchen, ist Zeit und Raum, eigene Interessen zu entdecken, ihre Stärken zu finden, ihre Kreativität zu erhalten. Vollgepackte Lehrpläne und zu große Klassen sind da natürlich nicht hilfreich, aber das ist ein anderes Thema.

2 Kommentare

  • Im Kindergartenbereich ist es gerade große Mode, Forscher (Haus der kleinen Forscher) und solche Projekte zu fördern, ja zu propagieren. Ich sehe es sehr kritisch. Solche Projekte sehen toll aus, werden mit frühkindlicher Bildung propagiert, aber gehen an der Kindrealität und dem desolaten Zustand der Großteils aller Kitas vorbei. Querbeet durch Deutschland haben Kitas ein massives Personalproblem (zu wenige Erzieher, Personalsschlüssel katastrophal). Darüber hinaus gibt es schon in der Grundausstattung massive Probleme wie zu kleine Räume, kein oder kaum Schallschutz (ein 45 qm Raum für 18 Kindergartenkinder ist nicht wirklich viel), fehlende Grundausstattung wie Sonnensegel (dann werben Kindergärten bei den Eltern etc. um Spenden dafür!). Ich wäre dafür, wenn erst einmal die Grundprobleme anständig und wirklich dauerhaft gelöst werden würden. Auch übrigens ein gutes Bücherbudget! Dann bin ich ein Verfechter des Freispiels. Kinder lernen von sich aus permanent. Sie müssen in dem Alter kein Bildungsprogramm ähnlich der Schule oder gar der Universität durchlaufen. Geben wir ihnen Zeit, Raum und Geborgenheit die Welt zu entdecken. Mit ein wenig Angebote von Erwachsenen und ganz viel eigener Kreativität. Da stimme ich Dir vollkommen zu.

    • Hallo, ja, da hast du vollkommen recht. So eine Messe bildet natürlich nicht die Realität ab. Das meiste schöne Gedöns da können sich die meisten KiTas auch gar nicht leisten, ganz abgesehen von den von dir angesprochenen Personal-Problemen, die ich auch für dringlicher halte!
      Die Messe zeigt, wie Unternehmen meinen, auf welche Art und mit welchen Produkten sie gut ankommen. Und das sagt ja etwas aus, darüber, welche Ideen und Wünsche so herumschwirren…

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