Leseförderung, Lesefreude, Lesebegeisterung, Literacy – Wofür brauchen wir das eigentlich??

In dieser Woche leitet Wenke Bönisch von der Kinderbibliothek eine Woche zum Thema „Lesefreude“ ein, und ich freue mich, mich daran zu beteiligen.

Logo #lesefreude

©Wenke Bönisch

 

Warum ist (mir) „Lesefreude“ eigentlich so wichtig?

Ich möchte mich hier nicht auf den frühkindlichen Aspekt beziehen, den Wenke Bönisch in ihrem Artikel „Warum ist Lesen so wichtig?“ ausführlich erläutert. Mir geht es in diesem Beitrag darum, das Lesefreude, oder Lesebegeisterung, etwas ist, das uns ein Leben lang begleiten sollte.

Lesekompetenz – Lesen macht stark

vertrag

Textinhalte zu verstehen ist eine der Schlüsselkompetenzen unserer Gesellschaft: Egal ob Arbeits- oder Kaufvertrag, Artikel in Zeitung oder Internet, Weltliteratur, die Bibel oder Anleitungen zum Bau einer eigenen Windstromanlage: Wer lesen kann und vor allem neugierig ist, der macht sich sein eigenes Bild, lässt sich nicht leicht manipulieren und hat es leichter, seine Ziele umzusetzen.

Für ist Leseförderung daher nicht mit literarische Bildung gleichzusetzen. Es geht darum, die kindliche Neugier zu bewahren und die Kinder dafür zu begeistern, dass sie sich Wissen, dass sie sich zuvor durch das Erfahren, Erleben und Experimentieren angeeignet haben, nun zusätzlich durch Lesen zu erweitern. Und zwar genau das, was sie möchten.

Lesen und Wissenschaft? Ein starkes Team

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Neugier ist also ein zentraler Aspekt, der Lesefreude und so liegt die Verbindung von Freude am Lesen und Freude am Forschen nahe. Auch ich bin damals, nachdem ich zunächst eine Geschichten AG an der Schule angeboten hatte, auf meine Forscherinnen AG gekommen, da ich merkte, dass das Entdecken, das Forschen, das Wecken der Neugier auch für das Schreiben von Geschichten ein treibender Aspekt ist. Auch die Stiftung Lesen bietet beispielsweise Fortbildungen an in Zusammenarbeit mit der „Forscherstation“ „MINT und Literacy“ (https://www.stiftunglesen.de/programmbereich/kindertagesstaette/Kinder_MINT_und_Literacy)

 

Spaß an Geschichten – Phantasie und Empathie

Ich bin vielleicht etwas zu idealistisch, was die Möglichkeiten von erzählten Geschichten angeht. Aber was mich antreibt, bei meinem Engagement, Kinder für Geschichten – das Lesen und das Erzählen – zu begeistern, ist der Wunsch, mehr Empathie in die Welt zu bringen und damit mehr Respekt.

Wir leben in einer Zeit, in der uns eine unglaubliche Vielfalt von Geschichten zur Verfügung steht. Jede Geschichte zeigt uns ein anderes Leben, eine andere Zeit, eine andere Welt, die wir erleben, in die wir eintauchen können. Das bietet uns die Möglichkeit, darunter die Geschichten zu finden, die zu uns passen, uns vielleicht erzählen, dass es noch mehr so Verrückte, Ängstliche, Kleine, Große gibt wie uns. Ich habe selber erlebt, wie wichtig das zum Beispiel in der Pubertät sein kann.

dickermann

Leseförderung soll Möglichkeiten eröffnen, zu neue Welten einladen. Diese Welten öffnen unsere Gedanken für Alternativen. Diese Gedanken verändern uns. Sie trieben uns an, die Welt zu verändern oder wecken Verständnis für unsere Mitmenschen, weil wir nun andere Lebenswirklichkeiten, andere Perspektiven kennen gelernt haben, nicht immer alles nur auch unserem eigenen Blickwinkel sehen. In einer Zeit, in der sich viele Menschen mit zunehmenden Hass begegnen, ist das besonders wichtig.

Wir haben die Möglichkeit, das „Tagebuch der Anne Frank“ zu lesen und “Hitlerjunge Schall: Die Tagebücher eines jungen Nationalsozialisten“, um nur einmal ein Beispiel zu nehmen, wie Bücher uns mehrere Blickwinkel ermöglichen.

Lesen verbindet

Somit ist die Lesefreude mit dem Lesen auch nicht abgeschlossen, idealerweise sind die Bücher die wir lesen, Stationen einer Expedition, die wir auch einmal zu mehreren unternehmen können.

Vor einiger Zeit habe ich mit meinen Töchtern (7 und 9 Jahre alt) „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende gelesen. Wir haben nur die halbe Zeit gelesen, da meine Töchter viel zum Buch zu sagen hatten. Wir haben viel über die Geschichte diskutiert, die berühmten „das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden“ Enden weiter gesponnen und uns alternative Fantasien-Reisen überlegt. Natürlich hatten auch meine Kinder gleich mehrere Namen für die „Kindliche Kaiserin“ parat.

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So machen mir persönlich die Geschichten am meisten Spaß, wenn man sie gemeinsam erleben kann. Und daher ist meine Überschrift für die „Leseförderung“ die Lesebegeisterung – Wenn ich begeistert bin, muss ich es einfach weitertragen und weitererzählen.

#Lesefreude, #Lesebegeisterung

6 Kommentare

  • Vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag. Mir hat vor allem der Aspekt, was Lesen mit Forscherdrang zu tun hat, sehr gut gefallen. Und die witzigen Zeichnungen sind genial!

  • Den Aspekt des Lesens und Forschens finde ich spannend, gerade auch für Jungen.

  • Das klingt ein wenig so, als wäre Forschen nur etwas für Jungen. So ist es aber nicht. Auch Mädchen lieben es, Dinge auszuprobieren. Meine kleine Heldin zum Beispiel möchte alles mögliche wissen. Und so schreibe ich für sie Bücher, in denen sie durch die Abenteuer, die sie erlebt, und die Experimente, die sie macht, viele Antworten auf ihre Fragen selbst herausfindet. Auch auf meinem Blog tollt sie herum. Sie heißt Lina und ist gemeinsam mit ihrem Teddy unterwegs, der übrigens ziemlich viel weiß … (http://www.miteinander-buecher.de/alles-neue/)
    Unter meinen Lesern sind Mädchen genauso begeistert wie Jungen. Natürlich ist es möglich, dass die Lesemuffel unter den Jungen sich so leichter zum Lesen animieren lassen. Aber vielleicht meintest du das ja … (?) Und für Mädchen kann es sinnvoll sein, wenn man sie alleine ausprobieren lässt, ohne Jungen. Weil sie sich manchmal von der Begeisterung der Jungen „überrollen“ lassen. Dann stellen sie sich hinten an, machen nichts mehr selbst und verlieren die Lust. Was ziemlich Schade ist, denn neugierig und wissbegierig sind sie alle.

    • Liebe Silke, für mich geht es um Mädchen und Jungen gleichermaßen, ich mache da keinen Unterschied. Habe ich mich da an irgendeiner Stelle missverständlich ausgedrückt?

      • Liebe Karina, ich war ein bisschen missverständlich, dich meinte ich damit gar nicht. Ich habe eigentlich auf die Anmerkung von Miri geantwortet. Daher hätte ich gleich ihren Kommentar kommentieren sollen.
        Weil das in meinem gestrigen Kommentar zu kurz gekommen ist, möchte ich dir noch herzlich für deine interessanten Überlegungen danken.
        Einen schönen Tag und viele Grüße
        Silke

  • Toller Beitrag! Und ja, ich finde es auch wichtig, dass man nicht nur liest oder vorliest, sondern auch über das Gelesene spricht. Es ist erstaunlich, wie Kinder neue Blickwinkel auf Gelesenes werfen können.

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